Holzmodul auf Reisen – vom Berg ins Tal


Aufgabe
Bürogebäude mit Ausstellungsfläche

Architekt und Mieter
FAT Architects S.à r.l.

Bauherr
Privat

Hersteller
Blumer-Lehmann AG / Gossau SG

Baubeschreibung
Holzmodul auf Reisen – Nachhaltigkeit und Nutzungsflexibilität

Unter dem Leitsatz „Holzmodul auf Reisen“ kann die Vorgeschichte der von FAT ARCHITECTS SARL verwendeten Holzmodule gut zusammengefasst werden:

Auf dem Chäserrugg (2262 ü.M.), einem Berg im Kanton St. Gallen in der Schweiz, dienten die Holzraummodule, die aktuell in Moutfort aufgebaut sind, als temporäres Bergrestaurant. Von Holzbauspezialisten der Blumer-Lehmann AG aus Gossau SG hergestellt, wurden die Module per Seilbahn auf den Berg transportiert und zur vorrübergehenden Berghütte aneinandergefügt. Nach Fertigstellung des permanenten Bergrestaurants wurden sie per Helikopter abtransportiert und in das Werk des Schweizer Holzbauunternehmens zurückgebracht. Als zukünftige Nutzer hatten die Architekten von FAT nun die Möglichkeit, die Module nach eigenen Vorstellungen umzuplanen und umbauen zu lassen. Im Juli 2019 wurden diese dann per LKW von der Schweiz nach Luxemburg transportiert und binnen weniger Stunden mit Hilfe eines mobilen Krans in Moutfort montiert. Seitdem dienen die Module als Büro- und Ausstellungsgebäude.

Holzmodulbau Moutfort

Die drei Holzmodule fügen sich am neuen Standort harmonisch ineinander, wobei die dunkle, horizontal umlaufende Holzlattung der Fassade diesen Eindruck unterstreicht. Die Verwendung des Werkstoffs Holz kreiert ein gesundes Aufenthaltsklima hinsichtlich Haptik, Optik, Raumluft und -akustik und die besonders großen Fensterflächen schaffen eine helle und angenehme Atmosphäre. Die Module wurden im neuen, von kleinteiliger Wohnbebauung gekennzeichneten Kontext derart gestapelt, dass ein zweigeschossiger Baukörper entsteht. Das untere Modul, das auf sechs Stützfüße gestellt ist, bildet das Erdgeschoss mit Sitzungs- bzw. Ausstellungsraum, integrierten Schränken, WC und Treppenaufgang. Die gegenüberliegende Wandscheibe steht ebenfalls auf Stützfüßen und bildet zusammen mit dem unteren Modul die Auflagefläche für die beiden Module im Obergeschoss. Der Zusammenschluss der Obergeschossmodule erzeugt einen großen, repräsentativen Raum, der eine Bürofläche inkl. Küchenzeile, große Einbauschränke und eine kleine Dusche beherbergt.

Charakteristischerweise zeichnet sich der Holzmodulbau durch einen außergewöhnlichen Vorfertigungsgrad, durch hohe Flexibilität sowie durch überdurchschnittliche Recyclefähigkeit und Nachhaltigkeit aus.

Alle Einbauten aus 3-Schicht-Platten (Schränke und Treppe) sowie Küche, WC, Dusche und selbst die Fassade und das begrünte Dach wurden bereits im Werk komplett vorgefertigt. Durch die intensive Koordination aller Arbeitsschritte konnte der Ausbau in nur 4 Wochen realisiert werden. Parallel dazu fielen lediglich die Herrichtung des Geländes, das Setzen der Punktfundamente, die Hausanschlüsse und Außenanlagen als notwendige Baumaßnahmen vor Ort an. Die eigentliche Montage erfolgte innerhalb eines Tages in nur wenigen Stunden.

Die Flexibilität liegt, neben der räumlichen Mobilität ganzer Module, in diesem Fall besonders in der funktionalen Veränderlichkeit. Waren sie einst zur Bewirtung von Gästen gedacht, beherbergen sie nun das neue Büro von FAT ARCHITECTS SARL und es wird Künstlern eine Ausstellungsfläche für ihre Werke geboten.

Das Projekt Holzmodulbau Moutfort ist temporär konzipiert. Danach können die Module erneut umgebaut und in einem anderen Kontext wiederverwendet werden. Ganz im Sinne der zirkulären Wirtschaft wird die bemerkenswerte Reise der Module weiter fortgesetzt werden. Am Ende ihrer Lebensdauer sind die Module komplett rückbaubar und lassen sich somit nahezu vollständig dem Stoffkreislauf zurückführen.

Bildquellen

Blumer-Lehmann AG, Stephan Fleischmann (Steil Kranarbeiten), FAT Architects S.à r.l